- Kudrun
- Kudrun,Gudrun, mittelhochdeutsches Heldenepos, das lediglich im Ambraser Heldenbuch anonym überliefert ist. Die Entstehung des Werkes wird aus stilgeschichtlichen Gründen im 13. Jahrhundert (1230/50?) im bayerisch-österreichischen Raum angesetzt. Es umfasst 1 705 Strophen, hauptsächlich in Form der Kudrunstrophe, daneben etwa 100 Nibelungenstrophen, und ist in 32 Aventiuren gegliedert. Das Werk besteht aus drei Teilen, von denen der zweite in einer langen Sagentradition steht, während Vorstufen des dritten Teils umstritten sind, 1) der Vorgeschichte vom Greifenabenteuer des jungen Hagen, des Großvaters der Titelheldin, 2) einer ersten Brautwerbungsgeschichte um Hagens Tochter Hilde durch Hetel und den Sänger Horant sowie 3) einer zweiten Brautwerbungsgeschichte um Hildes und Hetels Tochter Kudrun, die nach ihrer Verlobung mit Herwig von Seeland vom normannischen Königssohn Hartmut geraubt wird. Bei der Verfolgungsschlacht auf dem Wülpensand wird Hetel von Hartmuts Vater erschlagen. Kudrun bewahrt ihrem Verlobten über 13 Jahre lang die Treue, obwohl sie deshalb von Königin Gerlind zu Magddiensten gezwungen wird. Kudrun wird von ihrem Bruder und Herwig befreit, den sie schließlich heiratet. Die Kudrun ist als Antwort auf das Nibelungenlied konzipiert; gegen den Untergang der höfischen Welt stellt sie eine versöhnliche Utopie, konkretisiert in der vierfachen Heirat am Schluss.Die Kudrun wurde erst 1817 wieder entdeckt und v. a. durch die Übersetzung K. Simrocks (1843) populär. Von den dichterischen Neugestaltungen des Kudrun-Stoffes war der Roman »Das Buch Liebe« (1918) von Werner Jansen (* 1890, ✝ 1943) am erfolgreichsten.R. Wisniewski: K. (21969);Nibelungenlied u. K., hg. v. H. Rupp (1976);
Universal-Lexikon. 2012.